Gedanken zur nahenden Adventszeit…

 

Weihnachten, die Zeit der Wünsche…erinnerst  Du dich auch noch, wie Du als in der Adventszeit Wunschzettel geschrieben hast? Meine wurden in Sonntagsschrift verfasst, fehlerfrei und ohne Tintenkiller, verziert und bemalt – die Mühe musste sein, damit sich die Wünsche auch erfüllten.
Nach langem Warte kam endlich der 24. voller Freude und Erwartung, welche der heiß ersehnten Spielzeuge wohl unter dem Weihnachtsbaum liegen würden.  Wenn das Geschenkpaper dann  freigab, was ich so sehr begehrt hatte, fühlte ich mich glückselig und erfüllt.  Manchmal war da sogar dieses magisch heilige Prickeln im Bauch, weil ich gar nicht ganz fassen konnte, was ich da wirklich alles bekommen hatte.

Später schrieb ich keine Wunschzettel mehr; die Zeit kam, wo man sich die Wünsche mit dem eigenen Geld erfüllte. Auch die Wünsche veränderten sich im Laufe des Lebens von Spielzeugen zu Dingen, die ich brauchte  oder meinte zu brauchen. Später kamen „erwachsenere“ Wünsche dazu: Wünsche und Pläne für ein gutes Leben. Ein passender Job, der richtige Partner, ein schönes Zuhause, Kinder, ein perfekter Urlaub und vieles mehr. Alles, was man eben so braucht, um glücklich und erfüllt zu sein.

Die Anforderungen für Glückseligkeit und Erfüllung stiegen mit den Lebensjahren.
Irgendwann wurde die Suche nach dem Glück und den perfekten Lebensbedingungen zur Mission – denn was wollen wir alle anderes als glücklich sein?

Es kam auch bei mir die Zeit, wo reifere Werte wie Liebe, Zufriedenheit, Sinn, Freude, Erfüllung und ein positives Lebensgefühl auf meiner Wunschliste auftauchte.
Das war, was ich wollte, aber nach vielen Bemühungen kamen mir Zweifel, ob ich um dorthin zu kommen, den richtigen Weg eingeschlagen hatte.

Meines Wissens hätte mit den richtigen oder gar perfekten Lebensumständen sich das Glück mit all den guten Gefühlen einstellen müssen. Nur funktionierte das nicht so.

Nach etlichen hocheffektiven NLP-Strategien, einigen Motivationsseminaren und Tony Robbins Ziel-Erreichungs-Training gab ich auf: Es gab immer irgendetwas, das bearbeitet oder angepasst werden musste, denn schließlich verändert sich das Leben dauernd. Erreichte man ein Ziel, war der Rat der Erfolgscoaches, bereits das nächste parat zu haben, um nicht in ein bodenloses Vakuum zu fallen. Immer weiter mit der Karotte vor der Nase, und stets die Arbeit an sich selbst – und je mehr man über sich meinte zu wissen, desto mehr Arbeit hatte man mit sich selbst.
Das „easy“, die Leichtigkeit,  die ich ersehnte, rückte in immer weitere Ferne.

 Wir alle die Erfahrung gemacht, dass Sachen nicht glücklich machen.
(Was den einen oder anderen von uns, mich eingeschlossen, nicht davon abgehalten hat, sich in Zeiten des Frustes oder der Kompensation anderer Ausweglosigkeiten das 25. Paar Schuhe  zu kaufen. Oder als Äquivalent das  2., 3., 4., … Auto.)

Mag sein, dass auch unsere Weihnachtsbräuche in frühen Jahren dazu beigetragen haben, unser Glück im Außen zu suchen. Tatsächlich  begannen wir Menschen alle, sobald wir durch unsere Kinderaugen die Welt sehen können, sich an der äußeren  Welt zu orientieren.
Wir wurden erwachsen und schrieben keine Wunschzettel mehr, aber die Wünsche wurden nicht weniger, nur etwas „erwachsener“. Wenn ich an all die Dinge denke, die ich mir Zeit meins Lebens gewünscht habe und von denen ich dachte

dass wir meinten, das gute, glückliche Gefühl irgendwo da draußen zu finden ist, mit erfüllten Wünschen, Plänen und Zielen, Dingen und Besitztümern. Der Inhalt unserer „Wunschzettel“ hat  sich im Laufe der Jahre verändert, aus kleinen Dingen wurden große, und auch wenn wir alle wissen, dass Geld und Sachen nicht glücklich machen, haben wir noch jede Menge andere Bedingungen für unser Glück. gefolgt von unseren Vorstellungen, was wir brauchen, um im Leben glücklich zu sein. Eine Karriere? Kinder und Familie? Der richtige Partner? Ein Leben in der Stadt, oder auf dem Land, oder am Meer oder fern der Heimat? Erlebnisse, Urlaub, Abenteuer? So driften wir durch unser Leben, zwischen Wunschzetteln, To-do-Listen und Bucketlists, auf der Suche nach unserem Glück – und dem guten Gefühl.

Wenn wir der Materie den Rücken gekehrt haben, weil das alles auch nichts brachte, wenden wir uns den immateriellen Gütern zu –  Erfüllung, Sinn, Liebe, Zufriedenheit.  Und da galt es, herauszufinden, wie man da hinkommt. Vielleicht mehr erleben, die Welt bereisen oder sich selbst finden.
Wenn wir das Leben so ausgerichtet haben, dass wir an diese Dinge ein Häkchen machen – ja, dann müsste man doch am Ziel sein?

Oder nicht?
So leicht fallen wir immer wieder darauf herein, die Dinge aus der falschen Richtung zu sehen, weil wir es einfach von klein auf gewohnt sind. Schon als Kind, sobald wir mit unseren Augen die Welt wahrnehmen konnten und begannen, zu denken, haben wor uns daran gewöhnt, nach auße zu schauen.
Doch unsere Welt funktioniert andersrum, und das bereits seit Menschengedenken:
Von innen nach außen.

Nichts, was dort draußen ist, kann uns ein Gefühl geben.
Das einzige, das unsere Gefühle erschafft, ob in der Vergangenheit, in der Gegenwart oder in der Zukunft, ist unser Denken. Und unser denken ist von natur aus kreativ, es wird immer einen Grund finden, warum wir noch nicht glücklich sind….was noch fehlt …was noch erreicht werden muss, bevor dann endlich…

Ich erinnere mich an den Tip eines bekannten Coaches, der Hallen mit Tausenden von Menschen füllt, um ihnen beizubringen, ihre Ziele zu erreichen. Eines seiner Prinzipien war, schon bevor man das eine Ziel erreicht hatte, bereits das nächste parat zu haben, um zu vermeiden, in den deprimierenden, freien Raum zwischen zwei Zielen zu fallen. 
Wie oft hast du dir gesagt: Wenn ich das dann habe, dann ist es auch gut. Und dann hielt die Zufriedenheit doch nur eine kleine Weile, bis wieder etwas anderes fehlte…

Nein, lieber weiter – die Karotte immer vor der Nase; es lebt sich ja auch ganz schön, in der Erwartung…wie damals als Kind in der Adventszeit.

Seit ich weiß, dass die Dinge andersrum sind, als ich mein Leben lang dachte, ist vieles einfacher geworden.

Klar habe ich noch Wunschzettel, und es gibt auch noch eine Menge Dinge, die ich gern machen würde und erleben, und tatsächlich habe ich auch noch ein paar Ziele, für die ich meine Segel gesetzt habe.

Aber ich versuche nicht mehr, gegen den Wind zu steuern, wenn das Leben mit etwas anderem aufwartet.  Das Leben Es gibt nichts, das ich erreichen, haben oder erleben muss, um komplett zu sein.

In dem Moment, wo ich gesehen hatte, dass ich der Intelligenz des Lebens trauen konnte und das gute Gefühl schon da ist, wenn ich aufhöre, ihm hinterherzujagen –
in diesem Moment kamen all die guten Gefühle wie Frieden , Liebe, Erfüllung durch mich durch…von innen nach außen.

Und wieviel mehr Spaß ist es jetzt, wenn sich Wünsche erfüllen, weil sie nun ein Plus sind, und nicht etwas, von dem man denkt, dass man es braucht, damit das Leben besser wird.

Nebenbei sei noch angemerkt: Einmal losgelassen öffnen sich Deine Augen für all die Dinge, die das Leben Dir anbietet, und die nicht auf deiner Wunschliste standen und die ich sonst völlig übersehen hätte – und hier stehe ich dann in Staunen mit großen Augen und dem Hüpfen im Herzen wie damals unter dem Weihnachtsbaum….

 

Ich wünsche Dir eine wundervolle Adventszeit!