Vor einigen Tagen bin ich von meiner Reise nach England zurückgekommen, zwölf Tage war ich unterwegs zwischen Totnes in Devon, Bourne End in Buckinghamshire und London: Auf einem Retreat mit Elsie Spittle, bei guten Freunden und auf der Three Principles Conference in Hendon/London. Eine Reise mit viel Stille, Raum für Reflektionen, geselligem Zusammensein und vielen Eindrücken, die wunderbare Sprecher auf der Konferenz und der Begegnung mit alten und neuen Freunden aus der ganzen Welt hinterließen. Und schon wieder steht mein Koffer bereit, wieder geht es nach London, auf ein Retreat mit Chip und Jan Chipman sowie einen Tag im Innate Health Center mit Dicken Bettinger.

Zwischen dieser lang geplanten Reisen bin ich – nach dem Kalender – auch ein Jahr älter geworden: Ich hatte Geburtstag.
Wie der Jahreswechsel ist der Geburtstag für mich ein Anlaß, noch einmal das letzte Jahr anzuschauen: Was alles passierte, wo ich stand, wo ich heute stehe, und auch um Ausschau zu halten nach dem, was das neue Lebensjahr wohl bringen wird.
Da gibt es einiges, von dem ich recht sicher sein kann, dass es passieren wird; manches, das sich sehr wahrscheinlich so manifestieren wird, wie ich es mir wünsche sowie einiges, das ich mir wünsche, dessen Eintreffen noch völlig im Unbekannten liegt. Ganz abgesehen von den Dingen, die sich ereignen, die ich nicht beeinflussen kann – denn schließlich ist es nicht an mir, das Universum zu kontrollieren.
Mein Vermögen ist, die Möglichkeiten und Chancen, die jede auch unerwartete Situation mit sich bringt, zu erkennen und dann entsprechend zu handeln.
Ich habe immer daran geglaubt, dass mein Leben für mich passiert, und dass es auch in der dunkelsten Zeit etwas zu lernen, zu wachsen und zu erfahren gibt, das mich letztendlich reicher machen wird. Diese Einstellung hat mir durch viele Lebenskrisen geholfen und mich geführt, auch wenn mir wie jedem anderen auch öfter mal danach war, zu sagen: Jetzt möchte ich lieber meinen Kopf in den Sand stecken, das ist jetzt wirklich zuviel! Es ist nicht immer leicht, das größere Bild zu sehen, wenn der Kopf voll ist mit quälenden Gedanken und schmerzhafte Gefühle das erste sind, das man am Morgen spürt.
Mir hat sehr geholfen, tief zu verstehen, das das einzig sichere in unserer Welt der Wechsel, die Veränderung ist und das jedes Festhalten gegen die Natur ist und Leiden bringt. Jeden Wechsel von vornherein willkommen zu heißen und die Möglichkeiten zu sehen, die er bringt, ist schwer – unser Ego mag keine Wechsel und möchte Sicherheit und Beständigkeit, und treibt unseren Widerstand gegen den Gang der Dinge mit einer Flut von verzweifelten Gedanken und Gefühlen an.
Im Laufe der Zeit bin ich Freund geworden mit dem Unbekannten: Nicht zu wissen, was auf mich zukommt und wie die eine oder andere Situation wieder ins Lot kommt, ist völlig okay. Aber schließlich gilt auch mitten in einem Dilemma: Nichts bleibt, wie es ist….
Vertrauen zu haben in das Unbekannte, auch wenn ich nur einen Meter weit sehen kann, hat mich mein Leben gelehrt, genauso wie das Vertrauen darauf, das wir alle Möglichkeiten bereits in uns haben, aus einer mißlichen Lage wieder in einen Zustand des Gedeihens und der Freude zu kommen. Das ist sicher ein Grund, warum ich gern mit Menschen in Krisensituationen arbeite: Weil ich sehen kann, was meine Klienten in dem Moment noch nicht sehen können: Wieviel Potential, neue Möglichkeiten, Wachstum und auch Wunder gerade in einer solchen Zeit ihren Nährboden in einer unerwünschten, unerwarteten und auch schmerzhaften Situation haben…eine „Krise“ ist oft der schnelle Weg zu persönlicher Entwicklung – und einem erfüllten Leben.

Blicke ich auf mein letztes Lebensjahr zurück, kann ich sagen, dass ich vor genau einem Jahr inmitten einer solchen Krise steckte: Mir ging es miserabel und ich fand die Situation unerträglich. Und zugegebenermaßen war mein Selbstbewußtsein höchst angeknackst, denn ich verurteilte mich dafür, nach allem was ich im Leben gemeistert hatte, inklusive etlicher Jahre persönlicher Weiterentwicklung, praktizierter Meditation und vieler Ausbildungen, wegen einer dramatischen Liebesgeschichte tatsächlich mit voller Wucht auf dem Felsboden aufgeschlagen zu sein. So fühlte ich mich auch: Zerbrochen und gerade kein Licht am Ende des Tunnels. Mit Selbsthilfetechniken war ich fertig, von NLP super Reframings wollte ich nichts hören und auch Meditation brachte mir nicht die ersehnte Geistesruhe.
Ich hatte keine Ahnung, dass genau dieses tiefe dunkle Tal mich zu etwas führen würde, das mein Leben völlig verändern würde. Es war in dieser Zeit, als ich über ein Verständnis stolperte, das sich „Die Drei Prinzipien“ oder auch Inside-Out-Understanding nannte. Am Anfang dachte ich, hm, das ist ja eigentlich nichts neues, das hat der Buddha ja bereits vor 2500 Jahren gesagt, oder? Als ich dann aber „Coming Home“ von Dicken Bettinger und Natasha Swerdloff las, hatte ich die Antwort auf die vielen Fragen, die ich hatte, gefunden…und die Antwort stand nicht in den Worten, sondern ich fand sie dort, wohin die Worte deuteten: In mir drin.
Zu erleben, welchen Unterschied es macht, zu wissen, wie wir unsere psychologischen Erfahrungen erschaffen und dass wir alle die Quelle von mentalem Wohlbefinden, Resilienz und Weisheit in uns tragen, hat nicht nur mein Leben verändert, sondern auch meine Arbeit – und erfüllt mich mit großer Dankbarkeit.

Rückblickend auf das letzte Jahr, das so düster begann und wie sich daraus Schritt für Schritt ein neuer Weg entwickelte, der viel Neues brachte – viel zu lernen, zu erfahren, viele Reisen, viele neue Freunde und Kontakte und auch, wie viele alte Wege endeten, um Raum für Neues zu schaffen, macht mich gespannt darauf, was im kommenden Jahr wohl alles geschehen wird auf meinem Weg. Meine Reiseausrüstung ist tiefes Vertrauen und das Wissen, das Unbekannte nicht fürchten zu müssen: Es ist der kreative Raum, aus dem alles entsteht und die Energie, die uns belebt…und der wir uns im Feld der unbegrenzten Möglichkeiten hingeben können…in ein spannendes, erfülltes Leben.

Passend dazu schließe ich mit einem Zitat von Jamie Smart, das ich heute gehört habe:

„Creating a life beyond your wildest dreams is like driving at night in the fog with your headlights on. You can only see 20 feet, but you can make the whole journey that way!
Auf das Unbekannte!
Alles Liebe,
Doerthe