Manchmal haben wir kleine Erinnerungsstücke, die wir hüten und gut aufbewahren, weil sie eine besondere Bedeutung für uns haben.
Ein solches Teil steht bei mir im Bücherregal: Ein kleines, etwas kitschiges Keramikbildchen mit der Aufschrift „Hab Sonne im Herzen“.
Dieses Bildchen hing bei meiner Großmutter in der Küche und hat schon als Kind meine Aufmerksamkeit magisch auf sich gezogen.
Meine Großmutter starb, als ich acht Jahre alt war, und als man mich fragte, ob ich gern etwas von ihr zur Erinnerung haben wollte, wußte ich sofort, was ich wollte. Während meine Familie etwas erstaunt war, dass ich das Bildchen aussuchte und nicht etwa etwas bedeutenderes wie eine Kette oder einen Anhänger, war ich eher erstaunt, dass dieser besondere Schatz noch nicht vergeben war…
In all den Jahren, die das Bildchen nun bei mir steht, hat es nichts von seiner Besonderheit verloren und im Laufe der Zeit ist seine Bedeutung für mich klarer und tiefer geworden.
Ich war nicht immer ein positiver Mensch und bin schon sehr jung durch viele dunkle Zeiten gegangen. Dann hat mich das Bildchen daran erinnert, dass es soetwas wie Sonne im Herzen überhaupt gibt. Oft wußte ich nicht, wo ich danach suchen mußte. Oder habe mich gefragt, was ich tun muss, um diese Sonne wieder zum Strahlen zu bringen. Aber irgendwie wußte ich tief in mir drin, dass sie immer da war und das hat gereicht.

Ich bin auch heute nicht immer von positiven Gedanken erfüllt und erlebe Stimmungen, in denen ich kein Land sehe – und schon gar keine Sonne.
Mittlerweile weiß ich aber, dass solche Stimmungen oder Phasen vorbeigehen und betrachte sie nicht mit der Besorgnis, dass mit mir irgendetwas nicht stimmt, nur weil ich mich gerade schlecht, schwach, traurig oder elend fühle.
Es gehört zu unserer menschlichen Natur, dass wir Stimmungen haben und dass unser Befinden auf und ab geht. Ohne Ebbe keine Flut…
Das zu wissen, hilft sehr, die Zeiten, in denen wir uns schlecht fühlen, mit mehr Abstand zu betrachten. Sie haben nicht die Bedeutung, die wir ihnen in dem Moment geben und sie sagen nichts darüber aus, wer oder was wir sind – auch wenn unser Ego gerade dann ganz erpicht darauf ist, uns mitzuteilen, dass diese Gefühle der Beweis sind, dass wir eben nicht gut genug sind und dass wir dies oder das nie schaffen werden.
Unsere Gefühle können uns nur eins sagen: Welche Qualität unser Denken gerade im Moment hat. Unsere Gefühle spiegeln immer und zu 100 % nur unsere Gedanken in diesem Moment. Sie wissen nichts darüber, was in der Vergangenheit war, was in der Zukunft sein wird oder was für ein Mensch Du bist. Aber sie sind ein ausgezeichnetes Barometer, uns darüber zu informieren, ob wir gerade zB positive oder negative, schöne oder traurige Gedanken haben.
Fangen wir jedoch an, über unsere schlechte Stimmung nachzugrübeln und eine Ursache zu finden, spulen wir dieselben negativen Gedanken wieder und wieder ab, und genau das fühlen wir dann auch.
Wenn wir wissen, dass es völlig normal ist, auch mal die Sonne nicht zu sehen und sich schlecht zu fühlen, betrachten wir unser Tief mit einer gewissen Leichtherzigkeit und die trüben Gedanken verschwinden bald mühelos und von allein – denn das ist ihre Natur: Kommen und Gehen. So kommen frische neue Gedanken durch, und damit auch andere Gefühle. Verstehen wir dieses Prinzip, ist es viel leichter, den nötigen Abstand zu haben, um auch in nicht optimaler Verfassung die Dinge zu erledigen, die im Leben tatsächlich gerade anstehen.
Ja, manchmal sind Wolken vor der Sonne. Aber die Sonne ist immer da.
Die Sonne können wir auch als Sinnbild für das innere Licht sehen, das immer unaufhörlich in uns scheint.
Wir müssen dieses innere Licht nicht suchen und auch nichts dafür tun, damit es scheint, denn es gehört zu unserer angeborenen Grundausstattung.Wir können es nicht verlieren.
Wir können es vor dem Sturm und Nebel unserer Gedanken oft nicht sehen.
Unser Geist ist ständig rege und damit beschäftigt, durch unsere Gedanken ein Bild unserer Welt zu erzeugen, damit wir uns in der Welt draußen orientieren können. Unser Denken arbeitet pausenlos und erschafft die scheinbare Realität unseres ganz persönlichen Lebensfilms, der alle Genre umfaßt. Und manchmal verlieren wir uns in diesem Film, in seinen Dramen und Tragödien.

Das Licht sehen wir dann, wenn die Gedanken ruhig werden, wenn wir den Raum hinter unseren Gedanken berühren, den Platz vor der Erzeugung des Films. Wir sehen es in den Augen anderer Menschen, wenn sie strahlen. Wir sehen es in den Augen kleiner Kinder. Wir spüren es in uns, wenn wir still werden und Gefühle wie Frieden, Liebe, Mitgefühl, Verständnis, Wohlbefinden und Zufriedenheit Platz haben, aufzusteigen. Oft nennen wir das dann Glücklich-Sein. Wußtest Du, dass das Dein natürlicher angeborener Zustand ist?

Dieses Licht hat enorme Kraft, ein Funken davon kann Dunkelheit vertreiben.
Allein zu wissen dass es da ist, kann uns auch durch die Dunkelheit führen, ohne dass wir es sehen. Ich habe das immer wieder erlebt. Daher ist mein kleines Bildchen auch eine Erinnerung daran, dass das Leben trägt, und dass wir uns darauf verlassen dürfen. Und letztlich erinnert es auch daran, dass Glück kein schwer erreichbares Ziel ist, sondern da ist und einfach nur darauf wartet, in einem ruhigen Momemt an die Oberfläche zu kommen.
Und das Herz wird leichter!
Alles Liebe,
Doerthe